Harn

Harn

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Harn [harn], der; -[e]s, -e (Med.):
gelbliche, klare Flüssigkeit, die der Körper regelmäßig ausscheidet:
die Spieler mussten wegen einer Dopingkontrolle Harn lassen.
Syn.: Urin, Wasser.

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Hạrn 〈m. 1; unz.〉 flüssiges Ausscheidungsprodukt des Körpers; Sy Urin ● \Harn lassen [<ahd. har(a)n „Urin“; zu idg. *(s)ker- „scheiden“]

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Hạrn; Syn.: Urin: in den Nieren gebildete, in der Harnblase gesammelte u. durch die Harnröhre nach außen entleerte, durch Bilirubin u. a. Gallenfarbstoffe gelblich gefärbte Fl., mit der normale Stoffwechselendprodukte wie Harnstoff, Harnsäure, Harnindican, Kreatinin usw., aber auch pathologische Produkte ausgeschieden werden ( -urie).

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Hạrn , der; -[e]s, -e <Pl. selten> [mhd. harn, ahd. har(a)n, eigtl. = das Ausgeschiedene] (Physiol., Med.):
in den Nieren gebildete, klare gelbliche Flüssigkeit, mit der ein Teil der Stoffwechselschlacken aus dem Körper ausgeschieden wird; Urin:
er hatte Blut im H.

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Harn
 
[althochdeutsch har(a)n, eigentlich »das Ausgeschiedene«], Urin, die von den Nieren durch die Harnwege ausgeschiedene Flüssigkeit bei Wirbeltieren und beim Menschen, die neben anorganischen Salzen und nicht verwertbaren Stoffen als Endprodukt des Eiweißstoffwechsels v. a. Ammoniak (bei den ammoniotelischen Tieren; Knochenfische, Kaulquappen und über die Körperoberfläche beziehungsweise über Nephridien ausscheidende wirbellose Tiere) oder Harnstoff (bei den ureotelischen Tieren; Haie, Lurche, alle Säugetiere, einige Schildkröten) enthält, während bei den urikotelischen Tieren (u. a. Schlangen, Eidechsen, Vögel, über die Malpighi-Gefäße ausscheidende Insekten) das Hauptexkret die als pastöse Masse ausgeschiedene Harnsäure ist.
 
Die Harnbildung (Uropoese) erfolgt in den Nieren, wobei aus dem Blut der stark wässrige, ionen- und glucosehaltige Primärharn abgepresst wird (Clearance). Der größte Teil davon (beim Menschen etwa 99 %; v. a. Wasser, Glucose, Aminosäuren, Natrium+-, Kalium+- und Chlor--Ionen) wird wieder in das Blut reabsorbiert, sodass die Schlackenstoffe im Sekundärharn (Endharn; beim Menschen täglich 1-2 Liter) stark angereichert sind. Über die beiden Harnleiter wird der Harn dann von den Nieren in die Harnblase weitergeleitet oder sofort ausgeschieden.
 
Die Harnentleerung (Urese, Miktion) wird von einem Rückenmarkzentrum über parasympathische Fasern geregelt. Die Meldung an das Zentrum über den Füllungszustand der Harnblase geht von den Dehnungsrezeptoren in der Blasenwand aus. Ein Teil dieser Impulse wird aber auch an übergeordnete Hirnstrukturen weitergeleitet, welche die Empfindung des »Harndrangs« vermitteln und das Rückenmarkzentrum im Sinne einer willkürlich gesteuerten Bahnung beziehungsweise Hemmung des ursprünglichen Entleerungsreflexes beeinflussen (wird im Kleinkindalter erlernt). Die normale Farbe des menschlichen Harns ist bernsteingelb. Seine festen Bestandteile bilden das Harnsediment.
 
Die Harnuntersuchung gehört zu den ältesten Verfahren der ärztlichen Diagnose und kann aufgrund einer Feststellung von anomalen Beimengungen (Glucosurie, Hämaturie, Hämoglobinurie, Proteinurie) v. a. Hinweise auf Stoffwechselkrankheiten (z. B. Diabetes mellitus) sowie auf Entzündungen und Tumorerkrankungen der Harnwege geben. Die Prüfungen werden meist mit einer frischen Probe des Morgenharns, zur bakteriologischen Diagnostik auch durch Blasenpunktion über dem Schambein (suprapubisch) oder auch durch Katheter steril entnommen, durchgeführt. Die Hauptuntersuchungen richten sich auf das Vorkommen von Zucker, Eiweiß, des Weiteren Blut, Ketonkörper und Bilirubin; hierfür stehen neben den chemischen Einzeltests Kombinationsteststreifen zur Verfügung, die eine Vielzahl von Parametern zugleich erfassen. Weitere Analysen richten sich auf das Harnsediment, die Ermittlung von spezifischem Gewicht (1,001-1,035) und pH-Wert (gewöhnlich leicht sauer), gegebenenfalls auf die Feststellung der Keimzahl oder die Keimbestimmung durch Anlegen einer Kultur. Auch Menge (Poly-, Oligurie) und Farbe (z. B. fleischwasserfarben bis blutrot bei Hämoglobin- oder Blutbeimengung, bierbraun durch Bilirubin, rot bis schwarz durch Porphyrine) und Trübung (z. B. durch Ausfall von Salzen) geben diagnostische Anhaltspunkte. Für die exakte quantitative und qualitative Harnanalyse stehen der Laboratoriumsdiagnostik chemische, photometrische, elektrophoretische und chromatographische Methoden zur Verfügung. Die Gesamtheit der klinischen Befunde wird als Urinstatus bezeichnet.
 
Zu den weiteren krankhaft veränderten Harnbefunden Alkaptonurie, Bakteriurie, Bilirubinurie, Chylurie, Phosphaturie und Pyurie.
 
Mit einer Harnprobe ist unter Anwendung entsprechender Nachweisverfahren auch eine Schwangerschaft feststellbar.
 
Geschichtliches:
 
Im alten Ägypten wurden Sumpffieber (wohl Malaria) und bestimmte Vergiftungen mit Harn behandelt. In der Antike wurde er als Heilmittel erwähnt (z. B. Xenokrates von Aphrodisias, Galen). Im indischen Nationalepos »Mahabharata« hält der Sturmgott Rudra in seiner Linken ein Gefäß mit Kuhharn als Allheilmittel. Von einer arzneilichen Verwendung des Harns berichtet auch der Ayurveda (so z. B. in den Werken des Sushruta). Noch C. F. Paullini (* 1643, ✝ 1712) hielt Harn im Sinne seiner »Dreckapotheke« für ein natürliches Allheilmittel. Die Uroskopie (Harnschau) zählte im alten Rom zu den Mitteln der Auguren (Plinius der Ältere). - Im volkstümlichen Heilbrauch spielen Harnanwendungspraktiken z. B. bei Gelbsucht, Bettnässen und Fieber eine Rolle.
 
 
J.-P. Colombo u. R. Richterich: Die einfache Urinuntersuchung (Bern 21982);
 H. Thaa: H.-Kunde (61984).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Urin und Krankheitserkennung
 
Urindiagnostik und Nierenleistung
 

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Hạrn, der; -[e]s, -e [mhd. harn, ahd. har(a)n, eigtl. = das Ausgeschiedene] (Physiol., Med.): in den Nieren gebildete, klare gelbliche Flüssigkeit, mit der ein Teil der Stoffwechselschlacken aus dem Körper ausgeschieden wird; Urin: Von jeder Mannschaft mussten nach jedem Spiel jeweils zwei Kicker H. lassen (Spiegel 26, 1978, 158); Harnsäure ist ein Produkt, das durch den H. ausgeschieden wird (Hörzu 17, 1986, 144).

Universal-Lexikon. 2012.

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